elbe -
wieder hier. Die Welt ist, als wäre ich nie weggewesen. Naja, fast. Meine Lieblingspflanze ist während meiner Abwesenheit eingegangen. (Ein paar Fotos, wie sie aussah, wie sie jetzt aussieht und wie sie hätte aussehen können, folgen).
Das Wochenende mit J. verbracht. Der obligatorische Elbstrand-Besuch, den jeder Hamburger nach längerer Abwesenheit machen sollte, begann mit einem Kakao im Café Engel (richtige Sahne, nur einen klitzekleinen Tick zu süß) und wurde in der dicken Jacke fortgesetzt. Kurz ist der Weg vom Bikini zum Wintermantel.
Die Vorweihnachtszeit lässt auch bald schon grüßen. Das unterscheidet Deutschland von Brasilien. Dort ist sie nämlich schon in vollem Gange. Und am Flughafen hat man mir auch schon ein frohes neues Jahr gewünscht. Das wünsche ich auch allen. Sowieso und immer.
sao paulo
ist eine riesige Stadt. Beim Anflug sieht man nur Hochhaeuser (wenn die Wolken einmal kurz aufreissen). Der Bus bahnt sich dann den Weg vom Flughafen ins Zentrum in einem Schneckentempo sondergleichen. Das nennt man dann wohl wirklichen Verkehr. Zu Fuss waere man wohl schneller, aber was solls, im Bus schlafen sowieso alle, inclusive des Schaffners, der unsanft geweckt werden muss, wenn er jemandem eine Fahrkarte verkaufen soll.
Im Zentrum dann zeigen sich Hochhaeuser, die an das New York der dreissiger Jahre erinnern. Die Innenstadt hat ihren Charme mit den Parks, in denen von Schlingpflanzen bewachsene Baeume stehen. Dort versammelt sich jedoch auch saemtliches Elend der Stadt. Es ist eben eine Grossstadt und die Armut versteckt sich hier nicht. Jede Bank, jede Stufe, jeder freie Platz ist hier als Schlafplatz belegt. Da bekomme ich nicht unbedingt Lust, mich nach Einbruch der Dunkelheit noch draussen aufzuhalten (Zum Glueck ist hier Sommerzeit, es wird also eine Stunde spaeter dunkel als in Bahia). Unter diesen Bedingungen wird es verstaendlich, dass hier die Kriminalitaet enorm hoch ist.
Habe mich heute durch die Stadt treiben lassen. Die Maerkte und die Einkaufsviertel waren so voll, dass es an einen Schlussverkauf erinnert. In den kleinen Strassen gibt es unendlich viele Geschaefte mit Modeschmuck, billigem Ramsch. Man moechte meinen, es seien zu viele Geschaefte, aber sie sind voller Menschen! Ebenso die Weihnachtsgeschaefte, die ihre Arbeit hier bereits vollstaendig aufgenommen haben.
Die Anreise war anstrengend. Meine Wartezeit auf das Flugzeug habe ich mir in einer Hafenspelunke mit einem gewissen Elias und diversen Bieren vertrieben. Morgens um halb fuenf dann bin ich von einer Art Hilfsflughafen in Porto Seguro gestartet. Zwischenlandung in Belo Horizonte, Umsteigen in Rio - uebrigens die einzige Stadt, in der die Sonne schien. Und der Start von dort war wunderschoen!
trancoso -
genau der richtige Ort fuer Menschen, die unbedingt etwas kaufen wollen. Denn hier tappt der unachtsame Reisende in saemtliche Touristenfallen. Also heisst es: aufgepasst! Und am besten gleich wieder: abgereist. Natuerlich nicht ohne vorher noch die langen Straende genossen zu haben. Aber lieber ohne Menschen, was um diese jahreszeit kein Problem ist. Vom Atlantik habe ich mich bereits ausgiebigst verabschiedet. Er wird mir fehlen.
Und fuer mich heisst es, die letzte Etappe meiner Reise antreten: Sao Paulo. Ja, ich wage mich tatsaechlich alleine in die grosse, gefaehrliche Stadt. Heute nacht geht mein Flieger und ich habe 1 1/2 Tage Zeit, um mich ein bisschen dort umzusehen. Nun bin ich zum ersten Mal ein wenig aufgeregt.
also, so hab ich das aber nicht gebucht -
erst Nordsee-Wetter bei meiner Ankunft, nun schon wieder. Wie soll man denn da schoen braun wieder nach Hamburg kommen?
Heute war ich den ganzen Tag nass geregnet. Hatte schon Angst, mir eine Erkaeltung zuzuziehen. Erkaeltung? In Brasilien? Naja, dem kann man ja beikommen. Mit einer kleinen Pina Colada oder einer Caiprinha kann man sich das Wetter wieder schoen trinken. Allerdings nicht, wenn zwei Pfund Zucker drinnen sind, so viel sei verraten. Und ausserdem: was war eigentlich das rote Zeugs in der Pina Colada? Will ich lieber gar nicht wissen. Schwamm drueber.
Arraial d'Ajuda ist ein netter kleiner, bunter Ort. Gestern abend im Dunklen (bei Regen, falls ich das noch einmal erwaehnen sollte) bin ich mit der Faehre hier angekommen und habe gleich bei einer dicken, muetterlichen Frau mit einem haesslichen Hund (Rehpinscher) Quartier bezogen. Mein Schlafzimmer hat acht Betten und entgegen den Aussagen Antonios habe ich nicht eine einzige Muecke angetroffen. An diesem Ort trifft man vornehmlich Aussteiger oder solche, die es bald werden wollen, an. Alle ganz schoen cool und toedlich beleidigt, wenn man ihre haesslichen selbstgetoepferten Hexenfiguerchen nicht kaufen moechte.
Tja, wegen des Wetter kann von coolen Strandfeten leider derzeit keine Rede sein. Ich hoffe auf morgen, weiss aber noch nicht, ob mein Weg mich bis dahin nicht schon laengst woanders hingespuelt hat.
essen in brasilien
erinnert mich an gute Hausmannskost. Nur eben auf brasilianisch mit allem was dazu gehoert. Gut, dass ich gerne auch mal Bohnen esse. Die vielen Fruechte hier geben mir eine Vorstellung vom Paradies. Alles super-lecker und super-guenstig. So gibt es fast ueberall frische Saefte, die aber leider mit viiiel zu viel Zucker serviert werden, wenn man mal wieder versaeumt, rechtzeitig den Zucker abzubestellen.
Dass es trotzdem Menschen gibt, die Hunger leiden, vergisst man leicht. Dieser Eindruck draengt sich schon deshalb nicht auf, weil andere Menschen hier mit dem Essen umgehen, als waere es Abfall - Teller voll, halb leer essen, Rest wegschuetten und noch mal den Teller vollknallen. Und dann dieselbe Prozedur noch einmal. Und doch gibt es Menschen, die sich nicht mehr leisten koennen als jeden Tag Bohnen.
caravelas
wird in diesen Tagen 500 Jahre alt. Das wird natürlich gebührend gefeiert. Fünf Tage Party mit Reggae, Samba und Capoeira. Ansonsten ist hier eher der Hund begraben. Man kann stundenlang die Strände entlang spazieren ohne auf Horden von Touristen zu treffen. Nur ein paar Krabbenfischer und einzelne Jogger (zu denen ich seit neuestem auch wieder gehöre) sind unterwegs.
Meine Tage hier sind bald gezählt. Und was habe ich gemacht in der Zeit? Nichts. Den Tag Tag sein lassen (am Strand wunderbar), mein Portugiesisch enorm aufpoliert (Dank an Max und Zéca). Meine Rundungen etwas aufgepolstert (Dank an Marta mir ihrer herrlichen Hausmannskost). Die Wale besucht, viel über Fischerei und brasilianische Langsamkeit gelernt und viele Bücher gelesen (endlich mal wieder).